Raftingabenteuer auf dem Vindelälven
Marcel Köppe berichtet vom Wildwasser-Rafting am Samstag, 12 Juni 2010, bei Vindeln in Västerbotten.
Vindeln in der schwedischen Provinz Västerbotten ist geprägt von den teilweise tief eingeschnittenen Tälern der beiden Flüsse Ume älv und Vindelälven.
Der völlig naturbelassene Vindelälven weist mehrere mächtige Stromschnellen auf, und auf diesem Vindelälven erlebte ich mein erstes Rafting-Abenteuer:
11:30 Uhr:
- Nach einem Fotoshooting am Vormittag, bei dem ich eine Raftingtour vom Ufer aus begleitete, ist nun für mich der Zeitpunkt gekommen selbst ins Boot zu steigen.
- Die Gäste – 34 an der Zahl – trudeln nach und nach ein und werden von den vier Raftingguides Åke, Erik, Lars und Janne in Empfang genommen und einer ersten Einweisung unterzogen.
11:45 Uhr
- Es wird langsam ernst; wir erhalten unsere Ausrüstung bestehend aus Neoprenanzug (Langarm und -bein), Neoprenschuhen, Helm und Schwimmweste.
12:00 Uhr
- Guides und Gäste sammeln sich an den Booten für eine zweite Einweisung.
- Um sich Gehör zu verschaffen und auch von allen gesehen zu werden steigt Erik hierzu auf eines der Boote und beginnt seine Ausführungen auf eine wunderbar unterhaltsame aber gleichzeitig doch pädagogisch geschickte Art.
12:10 Uhr
- Die Zeit der Theorie ist vorbei und wir tragen die Boote nun gemeinsam zum ca. 20 Meter entfernten Vindelälven.
Das Rafting-Abenteuer beginnt!
12:12 Uhr – 13:00 Uhr
- Wir paddeln mit etwas Rückenwind auf die erste Stromschnelle ("Fors") zu, welche ca. 1,5 km vom Startplatz entfernt ist.
- Auch wenn wir uns alle völlig unbekannt sind kommen wir schnell ins Gespräch und es gibt sofort ein WIR-Gefühl (alle sitzen im selben Boot)!
- Unsere Guides Åke und Lars versüssen uns diesen ersten Teil der Reise mit reichlich Humor und Seemannsgarn so das wir schnell das Gefühl bekommen daß die beiden echte Entertainer sind.
- Ein Wettrennen mit Boot Nummer zwei endet in einer wilden Schlacht bei der so einige "lokale Schauer" auf das eine oder andere Boot niedergehen – untermalt durch das Lachen und Johlen der beiden Mannschaften.
- Der erste Fors ist in Sichtweite und Lars geht noch einmal auf das Verhalten bei evtl. "über Bord gehen" ein - in so manchem Gesicht erkenne ich nun doch ein wenig Furcht
Der erste Fors - Adrenalin pur!
- Der erste Fors: eine weisse Gischt empfängt uns und unsere Guides sind nun voll gefordert.
- Das Boot kämpft sich durch Wellenberge und Löcher mit Höhenunterschieden von bis zu 9 Metern.
- Das Wasser spritzt von allen Seiten und das Boot füllt sich mit selbigen - eine Berg und Talfahrt wie sie kein Freizeitpark bieten kann!
- Kommandorufe, das Gejuchze und Geschrei der Mannschaft gemischt mit dem Tosen des Wassers erschaffen ihre ganz eigene Musik beim Ritt durch die Wellen.
- Übermannt von der Macht des Wassers und der Dynamik die nun entsteht kann auch ich nicht anders als in dem Moment, als wir in ein Loch fahren und kurz darauf auf eine 5 Meter Welle treffen, nicht anders als meine Begeisterung hinauszuschreien – Adrenalin pur!
- Das Boot stemmt sich auf und wir verlieren einen Passagier in den Fluten – "man över bord" ertönt es hinter mir und mit Hilfe eines Paddels wird der arme Tropf wieder ins Boot gehieft - tropfnass!
- Wir kämpfen uns weiter durch die Stromschnellen und werden noch mehrere Male auf und ab und von links nach rechts geworfen bis das Wasser sich langsam beruhigt und alle mit glücklichen, strahlenden Gesichtern auf die soeben überwunde Strecke zurückblicken.
- Wir paddeln nun auf unseren Rastplatz zu um uns nach dieser Kraftprobe wieder zu stärken und leeren dabei das bis zum Anschlag mit Wasser gefüllte Boot mit den zwei 10 L Eimern – auch hier kam es auf wundersame Weise wieder zu "lokalen Schauern" über unserem Boot
Rast mit heissem Kaffee und leckeren Smörgås
13:05 – 13:30 Uhr
- Der Rastplatz ist erreicht, wir ziehen das Boot an Land und laben uns an heissem Kaffee und leckeren Smörgås.
- Unsere Guides nutzen die Gelegenheit wieder einmal ihr unterhaltendes Talent unter Beweis zu stellen und sorgen somit für Kurzweil.
- Es folgt wieder eine Sicherheitsunterweisung durch Lars und dann lassen wir die Boote wieder zu Wasser.
Noch grösseren Wellen
13:45 – 14:45 Uhr
- Voller Erwartung paddeln wir auf den in Sichtweite befindlichen Forsen zu.
- Unsere Guides rufen Kommandos und steuern uns durch die noch grösseren Wellen als schon beim ersten Fors – diese Wassermassen scheinen noch mehr Kraft zu haben.
- Das Boot wird hier wieder von links nach rechts geworfen und beinahe scheint als würden wir kentern - aber genau im richtigen Moment kommt eine Welle von links und drückt uns wieder in die "Spur".
- Das Adrenalin pumt wieder durch den Körper und wir alle unterstreichen dies durch unser Gejohle und Gejuchze!
Unbeschreiblich diese Gefühl
- Es folgt eine kurze Ruhephase und noch ehe wir es richtig begreifen geht es weiter.
- Das Boot steuert direkt aufs Ufer zu, urplötzlich wird es wie durch einen Sog nach rechts unten gezogen und mit enormer Wucht nach oben katapultiert - unbeschreiblich diese Gefühl!
Simdags - im Wildwasser schwimmen
- Nach einigen Wellen mehr ruft Åke nun "simdags" - das Signal für alle die im Wildwasser schwimmen möchten. Auch ich nehme diese Aufforderung an und lasse mich ins 13 Grad warme Wasser gleiten
- Nach einem kurzen Tauchgang treibe ich nun mit den Beinen voran mit 6 weiteren Wasser-Begeisterten auf dem Vindelälven und bewundere die wildromantische Landschaft um mich herum und die grandiose Sicht auf das Boot – ja ein wirklich einzigartiger Ausblick ;-)
- Nach guten 10 Minuten begeben sich alle Schwimmer wieder zurück ins Boot und wir paddeln zum Anlegeplatz
Geschafft - ein Erlebnis das nach mehr verlangt
14:46 Uhr
- Wir haben es geschafft - 9 Kilometer Rafting auf dem Vindelälven liegen hinter mir/uns - ein Erlebnis das seinesgleichen sucht und nach mehr verlangt.
- Ich für meinen Teil bin sehr begeistert von der Professionalität mit der diese Tour durchgeführt wurde und dem Engagement der Guides, die auch auf ruhigen Streckenabschnitten nie Langeweile aufkommen liessen
Für mich ist das Thema Rafting, Kanu und Kayak nicht abgeschlossen - NEIN - eine Expedition schon in drei Wochen steht auf dem Plan …. Aber hierzu später mehr ;o)
Marcel Köppe tauschte 2005 zusammen mit seiner Frau und ihren Kindern das hektische Großstadtleben Berlins gegen die Ruhe und Beschaulichkeit Älvsbyns mit seinen lediglich 3000 Einwohnern: Ausgewandert nach Schweden
(Fotos copyright © Marcel Köppe)