Auf der Jagd nach dem alten Hecht

Schweden ist ein Anglerparadies, vor allem in Nordschweden gibt es viel unberührte Gewässer mit reichlich Fisch.

Im Sommer zieht es nicht nur Touristen ans Wasser, sondern auch die Einheimischen, die vor allem Spannung und Entspannung beim Angeln suchen.

Zwar sind nicht alle auf den großen Fang aus, aber ein alter Hecht beispielsweise weckt schon Begehrlichkeiten.

Ein Vergnügen für die ganze Familie

Fredrik Broman mag Bewegung im Freien. Der 38-Jährige ist selbstständiger Fotograf und Unternehmer. Er paddelt, klettert und wandert und fotografiert dies. Aber besonders gerne angelt er, ein Vergnügen für die ganze Familie und mit dem Fluss vor der Haustür auch fast täglich machbar.

Fredrik Broman wohnt im Dorf Lassbyn, mit Blick auf den mächtigen Fluss Råne älv. Sein Boot liegt nur ein paar Meter vom Haus entfernt am Steg.

Gewusst wo

Er startet den Außenborder und lenkt das kleine Fischerboot zu den Stromschnellen Lassbyforsen. "Hier kommt die Strömung und da sieht man deutlich eine Kante zum Wasser am Ufer, das still steht. Dort stehen Raubfische wie Hecht und Barsch gerne und warten auf's Essen, das mit der Strömung kommt." 

Der Fluss Råne älv ist bekannt für seine Hechte

Wenn er da an der Kante die Angel auswirft, müssten sie beißen. Der Fluss Råne älv ist bekannt für seine Hechte, es tummeln sich aber auch Barsche und Zander, Äschen darin und sogar Lachs, der geht aber nicht so leicht an die Angel, weiß Fredrik Broman, der hier schon als Kind mit seinem Vater angeln war.

Ein, zwei, mehrmals wirft Fredrik die Angel aus, was sehr routiniert aussieht, aber beißen tut keiner. Er fährt an eine andere Stelle. Manche Hechte im Råne älv sind sehr groß und sehr alt.

Ein riesiger alter Hecht an der Angel

Vor nur ein paar Tagen geschah etwas ganz Großes, Fredrik Broman traute seinen Augen nicht, und doch, er hatte einen riesigen alten Hecht an der Angel: "Der hat bestimmt 14 Kilo gewogen, mindestens. Ich hatte einen zwei-Kilo-Hecht am Haken, da kam der und wollte den aufessen! Den Kleinen habe ich hochgekriegt, der war aber völlig kaputt gefressen. Der Alte verschwand, Fortsetzung folgt."

Der einsame Mann und der alte Hecht, das klingt nach Hemmingway, nach Kampf, Herausforderung, Abenteuer, und das nur ein paar hundert Meter von der Haustür entfernt. "Vielleicht verändert sich die DNA, wenn man das erste Mal einem alten Hecht begegnet. Mein Papa hatte sicher auch große Hechte am Haken, das hat mich wohl als Junge geprägt."

Anglerlatein am Ufer

Zum wievielten Mal wirft der Fotograf wohl nun die Angel mit dem silbernen Blinker und Drilling aus? Kein Biss, nach fast zwei Sunden, nichts. Fredrik Broman steuert mit dem Boot das andere Ufer an, er will es weiter stromaufwärts versuchen und geht über die Strasse zu einer flachen Stelle des Flusses.

Dort hat gerade ein anderer Angler aufgegeben, der zu Besuch aus Stockholm gekommen ist und nicht an Hechten interessiert ist, sondern an Äschen. Die beiden Angler erläutern kurz ihre jeweiligen Verwandtschaftsverhältnisse, das ist üblich so, und dann debattieren sie, warum wohl keine Äschen beißen. 

Fischen ist Lebensart

Björn Bergström besucht gerade seine Mutter und hat seinen Sommerurlaub fürs Angeln eingeplant, danach geht's nach Norwegen: "Das sitzt wohl in den Genen. Alle meine Vorväter haben geangelt. Fischen ist Lebensart." "Den ganzen Winter über zehre ich von den schönen Angelerlebnissen des Sommers. Es geht nicht nur darum, möglichst viele Fische zu kriegen, sondern draußen zu sein."

Die beiden Angler verabschieden sich, nicht etwa mit "Petri Heil", sondern mit dem unorthodoxen Gruß: "Scheiß-Angeln"! Man darf wohl nicht an den Erfolg glauben, sonst wird es nichts.

Adrenalinkick

An der flachen Stelle unweit der Straße, da beißt an Fredriks Haken ganz plötzlich was: "Ich hab einen! YES! Da an den Steinen hat er angebissen! Hörst du, wie er an der Schnur zieht? Jetzt immer schön ruhig, ich will nicht, dass er in die Stromschnellen kommt und abhaut."

Jagdlust

Fredrik Broman stakt in den seichten Fluss und schafft es grade provisorisch die Hosenbeine hochzukrempeln. Ein Ruck, der Hecht lugt aus dem Wasser und weg ist er. Und beim Angler ist die Jagdlust geweckt, ein wenig später beißt noch mal einer. Aber hängen bleibt keiner.

Fredrik geht zurück zum Boot und was liegt da? Ein Hecht! Zwei Kilo schwer, gerade gut für einen in der Backröhre an Meerrettich und Butter geschmorten Hecht.

Zwei Kilo Hecht - Anfängerglück

Monika Andersson aus Boden hat ihn geangelt, gleich beim ersten Versuch, wie sie beteuert: "Ich habe die Angel einfach hier am Ufer hinter die Steine geworfen, ich dachte erst, der Haken hat sich an einen Stein verkeilt, dann aber uff! hat es an der Angel gezogen und ich kriegte ihn ganz einfach hoch."

Der alte große Hecht ist da noch irgendwo

Die Welt ist ungerecht. Was die erfolgreiche Petrijüngerin aber nicht weiß, der alte große Hecht ist da noch irgendwo im Fluss. Fredrik Broman wird ihn kriegen, um ihn danach wieder ins Wasser zu lassen. Alte Hechte schmecken nämlich nicht.    Katja Güth

 

 

Katja GüthKatja Güth ist freie Journalistin in Nordschweden. Sie schreibt u.a. regelmässig für das Outdoormagazin NORR , für den WDR, und für Sveriges Radio.

Katja wanderte 2006 nach Nordschweden / Lappland aus.

Sie geniesst es im 40-Seelen-Dorf Forsnäs den Wald gleich hinter dem Haus zu haben. 

Du kannst Dich gerne an Katja wenden wenn Du an einer Reportage interessiert bist (Zeitung, Radio, Fernsehen) oder Hilfe mit einer Übersetzung brauchst. E-Mail katja@lappland-news.de