Samen, samische Kultur und Rentiere

Zelt in Mitternachts-SonneDie Samen sind die Urbevölkerung in Sápmi, Sameland, was sich über das nördliche Schweden, Norwegen, Finnland und die Kolahalbinsel erstreckt.

Sie haben eine eigene Kultur und Sprache (mit verschiedenen Dialekten) und seit 1986 auch eine eigene Fahne.

In Schweden leben heute ca. 20 000 Samen, von Karesuando bis Ystad. Die meisten Samen arbeiten in ganz gewöhnlichen Berufen. Nur ein Bruchteil arbeitet in traditionellen Berufen wie in der Rentierzucht oder als Fischer.

Der Kolt - die traditionelle Tracht

Die traditionelle Tracht der "Kolt" wird nur von Samen und zu Festlichkeiten getragen.

Samischer SchmuckDer Kolt sieht in den einzelnen Regionen unterschiedlich aus und Du kannst anhand des Aussehens die Herkunft und die Familienzugehörigkeit des Trägers erkennen.

Rentierzucht

In Schweden ist die Rentierzucht den Samen vorbehalten, die Samendörfern (Samebyar) angeschlossen sind. Dies sind ungefähr 10% aller Samen. Es gibt in Schweden 51 Samebyar, von Idre bis Treriksröset. Eine Ausnahme ist die Konzessionsrentierzucht im Gebiet Tornedalen, wo Nicht-Samen Rentierzucht betreiben.

Etwa ein Drittel von Schwedens Fläche ist Rentierzuchtgebiet mit ca. 230 000 Rentieren.

Auch wenn die Technik in die moderne Rentierzucht Einzug gehalten hat, werden viele Arbeiten noch traditionell ausgeführt. Das Rentier liefert u.a. Fleisch, Pelz und Horn und wurde früher als Zugtier eingesetzt. Heute werden Rentiere gezähmt, um im Tourismus eingesetzt zu werden.

RentierkalbDas Rentier

Die Rentiere sind perfekt dem nordischen Klima angepasst. Sie haben einen dichten Pelz, der vor den tiefen Temperaturen schützt und mit ihren großen Hufen können sie gut im Schnee laufen und nach Futter unter dem Schnee graben.

Das Rentier ist ein Herdentier, bei dem beide Geschlechter ein Geweih tragen. Die Rentierbullen (Sarv) fällen ihr Geweih nach der Brunft im Herbst, die Kühe (Vaja) tragen ihr Geweih den Winter über bis zur Geburt des nächsten Kalbes im Mai. Dies gibt den trächtigen Kühen den Vorteil, dass sie ihre Futterplätze im Winter gegenüber den Bullen erfolgreicher verteidigen können, da sie mehr Nahrung benötigen.

RentierkalbZugrentiere wurden kastriert, da die Ochsen (Härkar) zuverlässiger werden. Sie tragen ihr Geweih bis zum Frühjahr.

Ein Kälbchen folgt seiner Mutter ungefähr ein Jahr lang, bis zur Geburt des nächsten Kalbes. Im Juli findet die Markierung der Kälber statt (Kalvmärkning) - jedes Kälbchen bekommt speziellen Einschnitte in die Ohren, welche zeigen, wer der Eigentümer ist. Die Samenfamilien haben ihre eigenen, unterschiedlichen Einschnittmuster, die eine Identifizierung auf Sichtentfernung ermöglichen.

Anfang September, kurz vor der Brunftzeit, werden die Herden zur Bullenschlachtung (Sarvslakt) zusammengetrieben.

Bullenschlachtung (Sarvslakt)

Religion

In der vorchristlichen Religion verehrten die Samen die Ahnen und die Natur und opferte ihnen. Mit Hilfe einer Trommel nahmen sie Kontakt mit den Verstorbenen auf und konnten die Zukunft voraussagen.

Im Zuge der Christianisierung im 17. Jahrhundert, verbot die Kirche den alten Glauben, schändete die heiligen Plätze und verbrannte alle Trommeln, nur einige wenige Exemplare überlebten diesen Feuerzug.

Im 19. Jhdt. schlossen sich viele Samen der Religion von Lars Levi Laestadius an. Diese konservative Glaubensrichtung, der Leastadianismus, wird heute noch aktiv in Nord-Schweden, Nord-Norwegen und Nord-Finnland ausgeübt.

Sofia Jannok und Mari Boine

Jojk – der Gesang

Dieser Gesangsstil soll der älteste in Europa sein, der im 17. Jahrhundert als heidnisch verboten wurde. Er ist die samische Art und Weise zu singen.

Mit dem Jojk schafften die Samen eine gefühlsmäßige Verbindung zwischen Menschen, Tieren und Natur.

International bekannte Artisten sind von Schweden Sofia Jannok und von Norwegen Mari Boine.

MesserSlöjd – das samische Handwerk

Mit den zur Verfügung stehenden Materialien stellten die Samen praktische Sachen wie Messer, Behältnisse und Bekleidung her.

Früher, als die Samen noch als Nomaden lebten, gab es keinen Platz für unnötige und unpraktische Sachen.

Die Handwerkskunst ist bis heute überliefert, die gefertigten Gegenstände haben aber heute nicht mehr die Bedeutung wie früher sondern sind oft sehr gutes aber teures Kunsthandwerk.