Fahrt mit dem Heißluftballon - Fahrt und Landung
Freiheit, grenzenlose Freiheit macht sich breit. Ein Wohlbefinden das ich so noch nie gespürt habe. Spontan schiesst mir Reinhold Mays Lied "Über den Wolken" in den Kopf.
Da schweben wir nun völlig lautlos über den märchenhaften Wäldern des Nordens.
Ab und an ist das Rauschen des Gasbrenners zu vernehmen und verbreitet eine mollige Wärme.
Erstaunlich das wir hier oben nicht frieren.
Laut Bordthermometer befinden wir uns nun in einer Luftschicht mit nur -2,7°C. Eine der Besonderheiten in diesen Breitengraden wie ich mir erklären lasse.
Mit dem Wind bewegen wir uns sehr gemächlich in Richtung Gällivare um eventuell am vorbestimmten Landeplatz wieder Land unter die dicken Thermostiefel zu bekommen.
Es bietet sich uns ein fantastisches Panorama von Schwedisch Lappland.
Nebelbänder durchweben die Wälder am Horizont. Rauchschwaden erheben sich über Eisspalten in den Seen unter uns.
Das Spiel mit Thermik und Wind lässt den Ballon mal auf, mal ab schweben.
Jan, ein bekennender “Baumstreichler“, demonstriert uns auch umgehend was es damit auf sich hat.
Sachte sinkt unsere Gondel immer näher an die Wipfel der Bäume heran.
Angst kenne ich nicht. Ich fühle mich so sicher in den Händen dieser beiden Piloten dass ich dem Schauspiel einfach nur stumm mit meiner Kamera folge.
Da geht ein leichter Ruck durch den Korb - Schnee rieselt vom Baum - ein Streichler mehr.
Jegliches Gefühl von Raum und Zeit geht hier oben verloren.
Ich versinke regelrecht im Jetzt und Hier und werde Teil des Ballons.
Unter uns breitet sich die geballte Schönheit des Winters aus.
Schneeverwehungen, Fährten sämtlicher Tiere des Waldes, Eisformationen, und, nicht zu vergessen, die trollgleichen Kiefern und Tannen.
Da unser Kurs etwas von dem der anderen Heißluftballon-Teams abweicht, wird sehr schnell klar dass der geplante Landeplatz der Heißluftballons nicht zu erreichen ist.
Stattdessen sichten wir nun eine nahegelegende Strasse.
Derweil beobachten wir wie ein Ballon nach dem anderen auf dem Airport Gällivare zur Landung ansetzt.
Auch unser Schwesterteam im ZDF-Heißluftballon versucht dies, kann aber aufgrund der herrschenden Winde den Kurs nicht einschlagen und manövriert in Richtung derselben Strasse wie wir.
Autos bleiben stehen und fotografieren diese Giganten der Lüfte und auch unser Verfolger ist mittlerweile Sichtweite.
Jan gibt uns nun Instruktionen zur Landung des Heißluftballon und dann geht alles wieder sehr schnell. Mit dem Rücken zur Flugrichtung, leicht gebeugt und sich an den Schlaufen im Korb festhaltend fiebern wir der Landung entgegen.
”Baum” kommt ein Ruf und wieder streicheln wir eine Krone und im nächsten Moment setzen wir mit einem leichten Ruck im fast einem Meter tiefen Schnee auf.
Aber die Reise ist noch nicht zu Ende. Das Erlebnis Ballonfahren endet immer erst mit dem Verstauen des Heißluftballon im Trailler des Verfolgers.
Also müssen wir unseren gelben Riesen nun zur Strasse bugsieren, denn die haben wir um gute 200 Meter verfehlt. Wir landeten unseren Heißluftballon stattdessen auf einem Schneemobiltrack.
Geordnet steige ich mit zwei anderen aus den Korb unseres Heißluftballon. Was jetzt kommt ist einmalig.
Zu dritt schieben wir diesen Titan der Lüfte den Schneemobilweg entlang.
Der Ausspruch Ballon-Fahren erhält eine neue Bedeutung. Königlich dahinschwebend erreichen wir den Strassenrand.
Vorbeifahrende Autos hupen und grüssen oder halten um diesen Moment auf ihrem Mobiltelefon zu verewigen.
Ich beginne langsam zu frieren, es sind wieder -31°C.
Glücklich darüber dieses Abenteuer erleben zu dürfen begeben wir uns nun Richtung Touristenbüro Gällivare.
Wir bekommen eine Urkunde, die uns die Teilnahme an diesem aussergewöhnlichen Event bescheinigt.
Ein Wort des Abschieds beschliesst nun diesen spektakulären, arktischen Wintertag.
Zum Schluss verabreden wir uns schliesslich fürs nächste Jahr, wenn es wieder heisst – Arctic Balloon Adventure Gällivare 2012.
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(Text und Fotos © Marcel Köppe in Lappland)