Fahrt mit dem Heißluftballon - Aufbau und Start
Lappland, ein azurblauer Himmel mit wenigen Wolken hier und da, arktische Temperaturen von -35°C und eine leichte Brise.
Geradezu perfekt für das Abenteuer, dass es an diesem malerischen Tag in Gällivare im Februar zu bestreiten gilt - eine Fahrt mit dem Heißluftballon über das verschneite Lappland!
Heute werde ich in die Fussspuren von August Salomon Andrées und seiner Polarexpedition mit einem Gasluftballon im Jahre 1897 treten. Allerdings strebe ich ein glücklicheres Ende an als es dieser Expedition bestimmt war.
Erstmals findet das Arctic Balloon Adventure (arktisches Heißluftballon-Abenteuer) in Gällivare in Schwedisch Lappland statt, 100 km nördlich des Polarkreises. Den Event an sich gibt es nun bereits in seiner fünften Auflage, die ersten vier Male wurden im finnischen Levi durchgeführt.
Nach einem ausführlichen Frühstück begebe ich mich an den Sammelpunkt - das Touristenbüro in Gällivare.
Dort sind die freundlichen Mitarbeiter mittlerweile dabei alle gebuchten Gäste zu informieren, dass es heute endlich mit dem Heißluftballon in die eiskalte und klare Luft Lappland gehen wird.
In den vergangenen zwei Tagen war es aufgrund der Witterungsbedingungen nicht möglich zu starten. Auch ich habe, so wie viele andere Passagiere, die Erfahrung machen müssen wie wetterabhängig das Fahren mit dem Heißluftballon ist.
Gestern war ein Schneetreiben mit begrenzter Sicht und der Veranstalter, Easy Event, sagte deshalb alle Fahrten mit den Heißluftballons ab.
Safety first – das ist die Grundprämisse des Veranstalters aus Mönchengladbach. Eine Temperaturgrenze gibt es hingegen nicht.
Nach und nach sind nun sämtliche Passagiere eingetrudelt und werden kostenfrei mit lapplandtauglicher Kleidung versorgt, sofern sie diese nicht schon besitzen. Überhaupt ist das Team von Visit Gällivare sehr um das Wohl aller besorgt.
So finden wir unter anderem auch frischen, heissen Kaffee und Gebäck für die Zeit des Wartens.
Mittlerweile ist es 10 Uhr und Hendrik ten Cate, Geschäftsführer von Easy Event, heisst uns alle herzlich in Gällivare zum Heißluftballon-Abenteuer willkommen. Er lässt es sich nicht nehmen, höchstpersönlich die Einweisung der Passagiere durchzuführen. Die meisten von uns werden heute zum ersten Mal in einem Heißluftballon fahren.
Ja fahren, und nicht fliegen! Dies zu verwechseln ist ein oft begangener Fehler, der aber durch einen simplen Verweis auf die Luftschifffahrt schnell erklärt ist. Luftschiffe fahren, und Heißluftballone fahren eben auch.
Die Theorie ist absolviert, nun geht es los - oder halt, erst werden wir alle unseren Teams und Piloten zugeteilt und einander vorgestellt.
Der Parkplatzin Gällivare mit dem Dundret als malerischen Hintergrund strahlt nicht nur im Schein der Morgensonne , sondern auch durch die hier fröhliche fast schon volksfestähnliche Atmosphäre.
Viele Ortsansässige aus Gällivare und Umgebung haben sich eingefunden um das Schauspiel zu bewundern. Sie nutzen die Gelegenheit mit den Piloten zu sprechen oder einfach nur die Körbe auf den Trailern zu begutachten.
Die Ballonteams haben sich hier nun versammelt und, versorgt mit ihren heutigen Passagieren, geht es in einer unendlich langen Karavane zum Startplatz. Dieser liegt cirka 20 km ausserhalb von Gällivare, in den tiefverschneiten Wäldern Lapplands.
Für die nächsten Stunden werde ich nun dem Team von Hans-Joachim und Jan Häuser angehören. Vater und Sohn bilden eines der zwei Pilotenteams der Firma Skytours. Be part of the team ist das Motto.
Zusammen mit vier schwedischen Gästen begeben wir uns in einen alten Landrover, der sich noch nicht wirklich an die hiesigen Temperaturen gewöhnen konnte. Meine schwedischen Mitstreiter sind ein Ehepaar aus der Umgebung samt Schwiegereltern aus Göteborg. Letztere können noch nicht wirklich fassen was nun geschieht - es war eine Überraschung der Tochter.
Generell ist das Arctic Balloon Adventure nicht nur wegen der farbenfrohen Ballons eine bunte Mischung. Sechszehn Teams aus 9 Ländern sind am Start und auch die Passagierlisten sind eine gute Mischung aus Einheimischem und Touristen der verschiedensten Länder, unter anderem Japan.
Nach gut 20 Minuten Fahrtzeit kommen wir am Startplatz an. Die von unserem Teamleiter angedachte Strasse zum Wenden ist aber nicht im Winterdienst inbegriffen.
Jetzt ist Flexibilität und Umdenken gefragt. Ein Beschluss ist schnell gefasst - der Aufbau der beiden Skytour-Heißluftballons findet hier auf der Strasse rund drei Kilometer vom eigentlichen Startplatz statt.
Alles geht nun rasend schnell. Alle Handgriffe des Pilotenteams sitzen perfekt. Die Anweisungen an uns Rookies sind klar und unmissverständlich. Wir sind ein Team!
Die Körbe stehen, die Brenner sind startbereit. Die Ballone werden mit benzinbetriebenen Ventilatoren gefüllt.
Das Team des ZDF-Heißluftballon ist etwas schneller und schiesst als erstes Feuerfontänen in die Hülle. Schnell reckt sich der orange Kolloss gen Himmel.
Nun ist Eile geboten. Alle Passagiere müssen zügig in den Korb steigen, denn es bleibt nur wenig Zeit bis der Heissluftballon die kalte Erde verlässt.
Ein Blick zu dem Ballon meines Teams verrät mir, das es nun auch für mich höchste Zeit ist in die Nähe des Korbes zu gelangen.
Im Dauerlauf erreiche ich ihn und schwinge mich in den Korb.
Dieser bietet mehr Platz als ich vermuten habe. Insgesamt sind wir nun sieben Personen und ein Gefühl der Enge verspüre ich bei weitem nicht.
Eben lassen wir den orangen Riesen des Schwesternteams noch an uns vorbei und schon wird die Sicherung unseres Heißluftballons gelöst.
Auch wir schweben hinein in das blaue Meer über uns.
Weiter zum 3. Teil - die Fahrt im Heißluftballon über Lappland.
(Text und Fotos © Marcel Köppe in Lappland)