Das Skördefest auf Öland - Schwedens größtes Erntefest

Kürbis, Kartoffeln, Lamm - Öland ist bekannt für sein gutes Essen. Wer auf den Geschmack kommen will, reist im Herbst zum Skördefest nach Öland, der Sonneninsel im Norden.

Beim Skördefest, dem größten Erntefest Schwedens spielen lokale Leckereien aus Öland die Hauptrolle und die Sterneköche zeigen sich in Hochform.

Satt orange Kürbisse leuchten neben knallgelbem Mais und dunkelgrüner Zucchini auf dem Markt. Lila Herbstblumen neben frischem Brot, Käse und Wurst. Öland hat aufgetischt zum Skördefest, seinem großen Erntefest. Alle Produkte kommen direkt von der Ostsee-Insel.

Lokale und ökologische Produkte

"Der Trend auf Öland geht zu lokalen und ökologischen Produkten, das ist gut. Ich bevorzuge die schon immer", sagt Karin Fransson.

Die Spitzenköchin arbeitet im auf Öland im Hotel Borgholm, einem hellen Steingebäude gleich neben der Fußgängerzone in der Kleinstadt Borgholm.

Öland, die
"Provence des Nordens"

Ein Bauer zieht für Karin Fransson Öko-Gemüse und kiloweise die vielen Kräuter, die ihre Küche bekannt gemacht haben.

"Ich habe den ganzen Garten voller Kräuter", schmunzelt sie und rückt ihre Brille zurecht, "denn hier auf Öland ist das Klima fast mediterran, alles wächst herrlich."

"Mein Bauer erntet allein 30 verschiedene Sorten Kürbis. Die lang gestreckte Insel trägt deshalb auch den Beinamen Provence des Nordens.

Skördefest - seit 1996

Bereits zum vierzehnten Mal zelebriert Öland in diesem Jahr sein Erntefest, das das größte in ganz Schweden sein soll.

Karin Fransson hat es in den 90er Jahren mit aus der Taufe gehoben, inspiriert vom Good Food Festival auf der Kanalinsel Jersey.

Heute ist es mit hunderten von ganz unterschiedlichen Einzelveranstaltungen wie Lebensmittel-Märkten und Kunstnächten, Stehimbissen und 5-Gänge-Festmenüs ein knallbuntes Herbst-Event im Norden.

Überall Kürbisse

Kürbisse weisen den Weg: Überall, wo etwas los ist, leuchtet einer orange auf einem Strohballen am Straßenrand. Immer wieder mischt sich in diesen Tagen Essensduft in die frische Inselluft.

Obst, Wein und Grappa - made in Öland

Überall leuchtet das Obst und Gemüse, als hätte ein Maler übermütig seine Farben verkleckst, mit lila Auberginen, roten Äpfeln, blauen Zwetschgen.

Sogar Trauben wachsen auf Öland und werden zu einem passablen Wein gekeltert, ja sogar zu Grappa destilliert – ein bisschen wie in Italien.

Hochkarätige Köche auf Öland

Um all das erstklassige Obst und Gemüse erstklassig zu verarbeiten, finden sich auf der Insel hochkarätige Köche: Ölands zweiter Sternekoch, der Allgäuer Josef Weichl, ist wie Karin Fransson eher zufällig auf der Insel gelandet, als er Mitte der 60er Jahre auf der Suche nach einem eigenen Restaurant war. Das fand er mit Halltorps Gästgiveri, einem gelben Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert.

Seitdem kreiert Weichl dort seine französisch, deutsch und schwedisch beeinflusste Küche aus frischen Insel-Zutaten. "Wir haben viele regionale Gerichte auf der Karte. Eine besondere Spezialität ist der Lammrücken", erzählt der Küchenchef. Natürlich von Lämmern, die auf der Insel aufgewachsen sind.

Hochwertige Nahrungsmittel direkt von der Insel

Halltorps Gästgiveri ist wie das Hotel Borgholm aus Überzeugung Mitglied in der Vereinigung regionaler Delikatessen, zu der sich rund 30 Restaurants, Produzenten und Hofläden zusammengeschlossen haben. Sie legen Wert auf hochwertige Nahrungsmittel direkt von der Insel.

Kroppkakor

Das klassische öländische Essen, das es zum Erntefest an jeder Ecke gibt, ist vor allem reichhaltig und rustikal. Ein Klassiker sind Kroppkakor, mit Speck oder Hackfleisch gefüllte Kartoffelklöße, die nach – häufig streng gehüteten - Familienrezepten überall auf der Insel geknetet werden.

Mal mit mehr rohen Kartoffeln im Teig verfeinert, mal mit Piment gewürzt. Dazu reicht man Preiselbeerkompott und Sahne oder Butter – typisch schwedisch eben.

Die Alvaret

Öland selbst ist allerdings alles andere als typisch schwedisch: landeinwärts dehnt sich eine Kalk-Grassteppe bis zum Horizont, über der sogar im Herbst noch manchmal die Hitze flimmert, ohne Baum und Strauch, ohne Erhebung und Relief – die Alvaret.

Über diese als Weltkulturerbe geschützte Karst-Landschaft pfeift stetig der Wind, kaum ein Vogel zeigt sich, nur am Horizont grasen ein paar Schafe.

Öland, Insel der Gegensätze: Ein paar Kilometer weiter liegen hinter urschwedisch roten Holzhäusern fruchtbare Äcker, auf denen sattgrün das üppige Inselgemüse wächst.

Karin Franssons Kräutergarten

In Karin Franssons Kräutergarten klingt der Septembertag ruhig aus.

Hinter dem Holzzaun, der die kleine Oase von der Straße trennt, leuchten die Nachbarhäuser in der Abendsonne um die Wette. Eine mannshohe Trockenmauer aus rotem Öländer Kalkstein speichert die Sonnenwärme bis in den späten Abend.

Davor wächst ein Aprikosenbäumchen, Wein rankt am Spalier. Die Köchin streicht noch einmal durch die gezackten Blätter der Zitronenverbene, einen Moment lang liegt zitronig-frischer Duft in der Luft.

Nicht mehr lange, dann wird sie statt der frischen grünen auch getrocknete Kräuter verwenden. Im Winter kommen vor allem warme, braune Gewürze wie Zimt und Nelke in die Töpfe der experimentierfreudigen Feinschmeckerin.

Aber das hat noch etwas Zeit, denn noch hat die Sonne Kraft - jetzt, wenn Öland sein farbenprächtiges Erntefest zelebriert. Anke Benstem

 

Drei Fragen an… Karin Fransson, Sterne-Köchin auf Öland

Woher kommt Ihre Liebe zu Kräutern?

Karin Fransson: Das habe ich aus meiner Kindheit mitbekommen. Mit meiner Oma, einer richtigen Kräuterhexe, bin ich schon als kleines Kind oft frühmorgens in den Wald gegangen um Kräuter zu sammeln. Sie hat mir alles über Kräuter beigebracht.

Wie kommt die Kräuterküche an?

Karin Fransson: Häufig sind die Gäste erst etwas verwundert und zurückhaltend, zum Beispiel über Fisch mit Zitronenverbena oder Salat mit Duft-Tagetes. Aber dann schmeckt es ihnen und sie machen es zuhause nach. Wie der Knoblauch: Der war geradezu verpönt auf Öland. Jetzt benutzen ihn alle.

Warum gibt es so wenige Spitzenköchinnen?

Karin Fransson: Es ist ein sehr harter Job, jeden Tag in der Küche, ohne Wochenende, ohne Ferien. Frauen müssen besser und stärker als Männer sein. Und sie müssen sich entscheiden: Familie oder Sterneköchin? Fast alle, die ich kenne, haben wie ich keine Kinder - beides geht einfach nicht.

 

Anke BenstemDieser Beitrag ist von Anke Benstem.

Seit sie denken kann, zieht es Anke Benstem in den Norden. Das spezielle Licht im Sommer, der Duft der Wälder und die Weite des Fjälls - allen Mücken zum Trotz erkundet die Journalistin die skandinavischen Länder als Outdoor-, Kultur- und Familienziel.

Besonders gern ist sie in Schweden, sucht nach den Spuren verschiedener Krimischauplätze und trifft die Autoren der Bücher.

Neben Reportagen aus europäischen Ländern liegt ein weiterer Arbeitsschwerpunkt auf Reisezielen in Deutschland.

Anke Benstem lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Hildesheim.

Kontakt: mail (at) benstem.de

 

Skördefest 2013